Totsiens, Karoo und Welkom, Addo!

10.12.12

Unsere maid Regina konnte sich den Namen Tom sofort merken, aber mit meinem hatte sie Schwierigkeiten. Da es aber hier ein Putzmittel namens „Handy Andy“ gibt, hat diese Eselsbrücke ein erkennendes Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert.

Natürlich haben wir am Samstag auch Marions Katzen besucht. Sie hält selbst einen Karakal, mehrere Servale, Schwarzfußkatzen und Falbkatzen. So konnte Tom nun endlich einen Karkal sehen, denn Mircea hält derzeit keine. Marions Cat Conservation ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Beim genaueren Betrachten der Gehege fiel mir auf, dass sie ziemlich „überfüllt“ wirken. Gerade für die „Trockenkatzen“ steht zuviel Vegetation herum, und durch das feuchte Flusstal ist das Klima nicht ideal. Kein Wunder, dass sowohl die Falb- als auch die Schwarzfußkatzen ziemlich verschnupft bei uns ankamen.

Die Rückfahrt vom braai in absoluter Dunkelheit, lediglich erhellt durch die Scheinwerfer, war nochmal ein besonderes Erlebnis. Immer auf der Hut vor Getier, das einem ins Auto springt, haben wir im Licht des „search light“ einige Kudus, Hasen, Springhasen, einen Schakal und einige Rebhuhnjunge gesehen. Einem dieser Vögel konnte Mircea nicht mehr ausweichen … so gab es Frischfutter für einen Serval. Und ich habe auf dieser Fahrt das „Kreuz des Südens“ gesehen. Ohne es genau zu wissen, war das Sternbild eindeutig zu erkennen (und dies wurde mir gestern so bestätigt) und es wundert nicht, dass es für die frühe Seefahrt so prägnant und zur Navigationwichtig war.

Der letzte Tag war angebrochen …

Das letzte Mal Tiere füttern, denn ab morgen beginnt der „Urlaub“. Zunächst haben wir aber auch noch schwarzi-Kater Alan „verarztet“, denn er hat genausoviele Zecken an den Füßen und auch am Bauch wie Anja, nur hat Alan die weitaus bessere Kondition. Während Mircea ihn gehalten hat, habe ich das letzte Citronella-Öl auf seine Füßchen aufgetragen und „Frontline“ in den Nacken geträufelt. Außerdem haben wir die Hühner in das Gehege gelassen, damit sie unter den Zecken aufräumen. Da Alan leicht geschwächt ist, wird er sich hoffentlich nicht an den Hühnern vergreifen …

Ein weiterer Falbkater ist angekommen. Nesbert, der Angestellte von Marion, hat Frik (nein, nicht „KNF“ Frick! 😀 ) gebracht, außerdem noch Junghennen. Eigentlich fehlt nun nur noch Schwarz-Kätzin April, aber die ist Marion noch nicht in die Falle gegangen.

Ein letztes Mittagessen (Lammkoteletts mit Guavengemüse), und dann musste ich Abschied nehmen. Wieder einmal fiel mir der Abschied schwer, denn ich habe Mircea und Jörg sehr lieb gewonnen. Und mir werden nicht nur die Allgäuer Kässpätzle und der schwäbische Kartoffelsalat fehlen! 😉 Zur Forschungsarbeit (geplant war eigentlich Sexualdimorphismus, also was machen weibliche Katzen anders als männliche) sind wir zwar nicht gekommen, aber jeder Tag brachte neue Erfahrungen und Erlebnisse. Und wer hat schon das Glück, eine Servalpaarung zu beobachten!

Die Fahrt verlief gut, auch wenn der Radioempfang schlecht war und ich keine CDs hatte. Aber die Landschaft war abwechslungsreich und gerade am Olifantskop-Pass ist die Strecke schön kurvig, man sieht eine Menge – auch Tiere. Eine Leopardenschildkröte begann gerade die Straße zu überqueren, als ich sie passierte – hoffentlich ist ihr nichts passiert! In der Karoo gibt es zwar auch baboons (Paviane), aber gesehen habe ich sie nur am Olifantskop. Und natürlich halten sie auch Meerkatzen an der Straße auf, es könnte ja etwas für sie bfallen.

Im Nationalpark angekommen, konnte ich direkt mein chalet beziehen. Das sind kleine Doppelhäuschen, die direkt am Wildzaun stehen und sogar jedes einen kleinen braai-plaas haben. 😉 Aber der Tag war noch zu jung, um ihn zu beenden, und ich hatte Glück noch einen Night Game Drive buchen zu können. Wir fuhren also ab 19 Uhr in die Nacht hinein. Am beeindruckensten waren für mich die Löwin, die seelenruhig neben einem Büffelkadaver schlief (der Bulle war bereits am Wochenende eines natürlichen Todes gestorben und „roch“ entsprechend …) – und eine über 50köpfige Büffelherde! Unser guide Sian erzählte, dass man die Löwen auf neun Exemplare reduziert hat, drei Weibchen und sechs Männchen, da die Katzen ansonsten den Büffeln zu sehr zusetzen. Und so ein ausgewachsener Büffelbulle hat einen materiellen Wert von etwa 1 Million Rand! Die Löwin war vermutlich allein unterwegs, aber in dem dichten Gebüsch konnte sich durchaus noch ein Löwenmann verstecken. Außer diesen „Großereignissen“ haben wir Schakale, Stachelschweine, Springhasen und normale Hasen, eine Tüpfelhyäne, eine eagle-eared Eule, mehrere Burchells-Zebras (das ist die häufigste Art) und viele Kudus gesehen. Wenn der Fahrer den Motor abgestellt hat, konnten wir auch die Schakale rufen und unzählige Grillen zirpen hören. Da einzig Störende an diesem Erlebnis ist eigentlich das Gate, denn das erinnert daran, dass es „unberührte Wildnis“ auch in Afrika kaum noch gibt. So sind die Nationalparks kontrollierte Auffangbecken für die Tierwelt, die ansonsten vermutlich (zum Teil) schon ausgerottet wäre. Aber wir müssen ja froh sein, dass es die Nationalparks gibt, und die Tiere in dieser „Semi-Wildnis“ zu sehen, ist wirklich faszinierend!

11.12.12

Es gibt weitaus schlechtere Möglichkeiten, einen Tag zu beginnen, als mit einer Runde Schwimmen. Nicht weit von meinem Chalet befindet sich der Swimming Pool, den außer mir aber nur zwei junge Mädchen nutzten. Die Nacht war ruhig und als mich an das „Sägen“ des Nachbarn gewöhnt hatte, habe ich geschlafen „wie ein Stein“. 😉 Nach einem Kaffee im Restaurant kam ich zurück zu meinem Häuschen und sehe … einen Elefanten!
Elefant01
Die Chalets stehen ja direkt am Wildzaun, so dass man in den Park hineinschauen kann. Und da spazierte er vorbei, eine ausgewachsene Kuh, ganz gelassen, vermutlich von dem einen Wasserloch in der Nähe zurück ins veld (denn sie hatte wohl gebadet und war ganz braun vor Nässe und Staub). Und da sitze ich nun auf meiner Terrasse, verzehre mein Frühstück (Milch, eine Art Knäckebrot, Biltong und ein Apfel) und höre Elefanten „schnorcheln“ und rufen! Und sehe schon wieder einen! Diesmal ein Koloss von einem Bullen, der ganz genüsslich die Büsche abweidet und dann gemächlich Richtung Wasserloch wandert. Außerdem kommen verschiedene Vögel vorbei und sehen nach, ob es zufällig etwas „abzustauben“ gibt. Zwei Webervogelweibchen setzten sich sogar dreist auf meinen Tisch! Schmetterlinge flattern im Gebüsch … Eigentlich wollte ich vor meinem „Sundowner“-Game Drive noch eine kleine Wanderung machen, aber man braucht das chalet gar nicht zu verlassen um etwas zu sehen. 😉

Die Vegetation und das Klima ist hier oben ganz anders als unten auf der Daniell Farm oder in der Karoo. Viel feuchter, es gibt deutlich mehr Regen (zum Beispiel heute morgen einen kurzen Guss und danach wurde es schwülwarm) und dicht bewachsen mit Buschwerk. Bäume sieht man hingegen nur wenige. Die Tierwelt hat also viel Deckung.

Nun musste ich doch kurz meine Terrasse verlassen und zum Zaun gehen, denn der Elefantenbulle kam vom Baden zurück und wanderte ganz nahe in etwa 20 Meter Entfernung vorbei – was für ein beeindruckendes Erlebnis! Von meinen ganzen chalet-„Nachbarn“ ist gerade niemand zuhause, die verpassen was! 😀

Während der Gärtner die braais reinigt und Müll einsammelt, höre ich den Bullen und einige andere Elefanten einander rufen. Wie weit sie entfernt sind, kann ich nicht sagen, das Schnorcheln trägt ja weit …