"Arbeitsplatz Zoo"…

… ist das Magazin des Berufsverbandes Deutscher Zootierpfleger e.V.

In der aktuellen Ausgabe 1/2014 berichte ich über Volunteering als „etwas“ andere Urlaubsmöglichkeit und über die Tierbeschäftigungskonferenz in Südafrika.

APZ2014-1a

Das Magazin ist im Schüling-Verlag erschienen, wo man es auch bestellen kann!

Konferenztag II und III

16.10.2013
Was ich an internationalen Konferenzen liebe, ist ihre Vielseitig- und Ungezwungenkeit. Man diskutiert und unterhält sich mit den unterschiedlichsten Menschen, die ins verbindet – die Liebe zu den Tieren und dem Wunsch, ihnen das Leben in menschlicher Obhut wirklich lebenswert zu gestalten. Wir hatten gestern wunderbare Vorträge und Präsentationen, auch über eher unbekannte Arten wie den Tasmanischen Teufel. Faszinierend fand ich Beschäftigung für Reptilien! Liezl aus dem NZG stellte enrichment für Bartagamen vor (Katzenspielzeug!) – das werde ich zuhause gleich ausprobieren! Wir haben aber auch her philosophische Fragen behandelt, wie zum Beispiel, was Verhalten überhaupt ist und welche Verhaltenskomplexe man unterscheidet. Vieles war mir nicht unbekannt, ich bin also gut im Thema. Aber natürlich muss man auch die Teilnehmer mitnehmen, die noch nicht soviel Erfahrung haben. Der head-ranger des Dinokeng game reserve stellte uns das riesige Projekt vor, das Dinokeng darstellt und das weiter wachsen soll. Aber auch die Schwierigkeiten, weil sich der Park inzwischen über drei Provinzen ausbreitet, in denen jeweils andere Regularien über Tierbesatz, Umgang mit den Landbesitzern etc. herrschen.
Wie schön, so einen Tag, der aus „Essen und Sitzen“ besteht (wie ein englischer Kollege bemerkte), mit ein paar Runden im Pool ausklingen zu lassen. Auf der Daniell Farm war ich ja mal wieder nicht zum Schwimmen gekommen.
Die meisten nutzen die zweieinhalb Stunden zwischen Konferenz und Dinner zur Fertigstellung ihrer Präsentationen. Das verwundert mich ein wenig. Leider habe ich ja erst dieses Jahr die Fotos zum Katzen-Enrichment auf der Daniell-Farm, so habe ich kein „paper“ erstellt, Poster oder eine Präsentation erstellt. Schade eigentlich, denn ich könnte jetzt durchaus so manches beitragen! Aber im Falle des Falles wäre mein Vortrag sicher schon vor der Konferenz fertig gewesen.
Heute wurde verraten, dass die nächste Konferenz 2015 in Beijing stattfinden wird. Mh… das wird für mich wohl eher nicht klappen. Aber es gibt nächsten März eine kleine Konferenz englischer Zootierpfleger, bei der es auch um Tierbeschäftigung geht. Vielleicht wäre das etwas… 😉
Das abendliche Dinner war wieder voller netter Gespräche. Die Welt ist ja klein, so habe ich Lisanne getroffen, die unsere Leopardin Feline aufgezogen hat! Und ich konnte verschiedene Leute auf das SCC und die Daniell Farm aufmerksam machen. Liezl will z.B. im November nach P.E., da wird sie mal bei „uns“ vorbeischauen. 😉

In Gauteng blühen bereits die Jackaranda-Bäume! Darauf werden sie in Eastern Cape noch eine Weile warten müssen, letztes Jahr haben sie dort erst im November/Dezember geblüht. 😉
Gestern hat sich auch das Thema der Rückfahrt geklärt. Einer der Konferenz-Orgas wird Heather und mich am Freitagabend zum Flughafen fahren, da unsere Flüge zu einer ähnlichen Zeit gehen.
Heather ist dann übrigens doch nicht bei mir eingezogen. Denn wir hatten beide ursprünglich Einzelzimmer gebucht, und es hat sich noch eins für sie gefunden (und ich musste nicht umziehen). 😉

Der Tag startete früh, mit einem game drive! Verhalten in der Wildnis zu beobachten und das Gesehene für das enrichment in Zoos umzusetzen, ist eins der Ziele dieses Mittwochs.
Gesehen haben wir Gnus, Zebras, Kudus, Breitmaulnashörner, red hartebeest, Giraffen, Warzenschweine, Strauße, Frankoline, verschiedene „fliegende“ Vögel wie z.B. Hornraben, Baumhörnchen und Büffel. Ein Büffel hatte eine große Wunde am Hintern. Zuerst dachten wir, dass es vielleicht der verfehlte Angriff eines Löwen gewesen sein könnte. Aber Peter Apps meinte, dass er sich vermutlich nur leicht irgendwo gekratzt/verletzt hat, aber die Vögel (die die Büffel sonst parasitenfrei halten) an der frischen Wunde herum gepickt und sie somit vergrößert haben.
Leider hatten wir keinen guten Fahrer, denn laut seiner Aussage führte der Fluss kein Wasser (deswegen ist auch nicht hingefahren) und er hat auch nur ein Wasserloch gefunden, in dem noch etwas Wasser war (es hat hier zuletzt am 10.10. geregnet). Eine andere Gruppe war am Fluss, der ordentlich Wasser führte und sie hatten sogar drei „gefüllte“ Wasserlöcher. Aber der game drive war trotzdem sehr schön. Vor allem die Rhinoherde war beeindruckend! Man beginnt hier, die Hörner zu schützen, in dem man Gift injiziert, das auch die Hörner verfärbt. Es sind aber noch alles Nashörner damit „präpariert“, weil man abwarten muss, ob sich die Farbe auf das Verhalten auswirkt.

Die neue Kamera hat sich schon bewährt, ich konnte schön die Tiere heranzoomen, 42x optisch hat schon was… 😀
Dafür nerven mich die Computer- und Internetprobleme. Den Blog-Text schreibe ich ja offline. Das geht aber nur in meinem chalet oder wenn ich im Konferenzraum das Internet abschalte. Warum auch immer: habe ich hier WiFi und Open Office gleichzeitig geöffnet, stürzt Open Office ab (die Probleme hatte ich auf der Farm nicht). Das WiFi funktioniert nur im Konferenzraum – und auch nur, wenn die Orga ein paar Gig Datenvolumen gekauft hat. Derzeit sind wir mal wieder off, weil die 2 Gig verbraucht sind.

Nach dem game drive haben wir über das gesprochen, was wir gesehen haben und was wir daraus für die Zootiere machen können.
Wir haben über Höhlen und Komfortzonen gesprochen, z.B. Sand- und Schlammbäder, Hackschnitzel etc. Auch dass es nicht gut ist zuviel zu reinigen, da man damit Duft-, Urin- und Kotmarken entfernt, die die Tiere natürlich wieder auffrischen müssen. Zumal diese Marken in Gefühl von Zuhause vermitteln, und das Entfernen die Tiere somit stresst.
Auch die Bereicherung durch Gemeinschaftsanlagen war Thema. Denn in der Natur leben viele Tiere zusammen. Warum also z.B. Antilopen und Nashörner nicht vergesellschaften, zumal di Tire durch das Zusammenlegen von Gehegen mehr Platz haben! In einem indischen Zoo leben sogar Löwen und Hirsche zusammen! Die Population wird zwar kontrolliert, aber es hat sich ein Gleichgewicht zwischen Pflanzen- und Fleischfressern eingestellt.
Danach haben wir uns mit dem „Point of view“ beschäftigt: wie sehen die Tiere uns und wir die Tiere! Auf Tiere herabzusehen zeigt wenig Respekt für die Mitgeschöpfe! Und schöne Versteckmöglichkeiten schaffen, die trotzdem für die Besucher einsehbar sind.

Um 17 Uhr hatte ich dann meinen zweiten game drive. Man konnte Mittwoch, Freitag und Samstag jeweils einen optional dazu buchen, bei mir klappte natürlich nur der Mittwoch, da ich am Freitag den Flieger nach Deutschland nehmen muss. Das Technikpech blieb mir treu. Da ich die Batterie der Kamera nicht nachgeladen hatte, war nach etwa 20 weiteren Aufnahmen Schluss. Leider hatte der Fotoladen am Jo’burg-Airport keine Ersatz-Akkus, sonst hätte ich gleich einen mit gekauft. So bleiben die Eindrücke eben im Gedächtnis. 😉
Wir haben uns nach dem Büffel erkundigt. Er wird am Donnerstag „gedartet“ (Betäubungspfeil) und dann behandelt. Die Wunde stammt wohl von Zecken – und dazu würde dann passen, dass die Vögel weiter an der Haut gepickt haben. Die Büffel kommen aus einer Gegend, in der es nicht so viele Zecken gibt. Die Tiere müssen sich also erst an den Parasitendruck anpassen. Laut unserem Fahrer ist ein weiblicher Büffel ebenfalls betroffen und wird daher ebenfalls behandelt.
Bei diesem game drive haben wir nun auch Perlhühner gesehen. Die Giraffen konnten wir nicht beobachten, ansonsten war die Fauna genauso wie am Morgen vertreten. Ein Sonnenuntergang in Afrika ist immer wieder etwas Besonderes. Die Sonne fällt geradezu vom Himmel und färbt diesen vorher noch wunderschön ein. Besonders eindrucksvoll war wieder die Nashornherde, die wir bei einsetzender Nacht eine ganze Weile beobachten konnten.
Die Löwen konnten wir leider beim besten Willen nicht sehen. Es gibt einen Landbesitzer, der gewissermaßen das Löwenansiedlungsprogramm durchführt. Denn bereitet die vom Park gekauften Katzen auf die Freilassung im Park vor (sie werden dort an Fahrzeuge gewöhnt etc.). Solange sich sich die Löwen auf seinem (eingezäunten) Land aufhalten, können die Besucher sie nicht beobachten.

17.10.2013
Gegen Mitternacht wurde es zeitweise sehr stürmisch und es hat sogar ein bisschen geregnet. Es war aber kein ergiebiges Nass.
Mein chalet ist groß und gut ausgestattet. Es verfügt über ein Queensize- und zwei Einzelbetten – und neben einer Dusche sogar über eine Badewanne! Wie praktisch, wenn man sich beispielsweise nur mal kurz die Haare waschen möchte.
Vormittags hat mich mein Autohaus angerufen, um einen Termin für die Inspektion und den Rädertausch zu vereinbaren. Das „passt“ gerade leider nicht… 🙂
Nach der Morgensession mit weiteren Vorträgen und dem Lunch sind wir dann in den Zoo nach Pretoria gefahren.
Zuerst einmal ist es erstaunlich, dass ein Zoo inmitten einer Metropole soviel Platz hat! Am besten konnte man das sehen, wenn man die Cable-Car-Tour gemacht hat, also mit der Seilbahn auf den Hügel gefahren ist. Die Gehege von oben zu sehen, war sehr spannend. Ich hatte ja geschmunzelt, dass golf-carts angeboten wurden – etwas für die Lahmen und Fußkranken? Nachdem ich die Strecken gegangen bin, war ich froh, dass mich Robynn einmal ein ganzes Stück mitgenommen hat! 🙂 Vor allem, da es extrem heiß war. Man konnte gar nicht soviel Wasser in sich hineinschütten wie erforderlich, zumal man ja immer unterwegs war! Die kleine Karte, die wir mit unserer „Zoo-Tasche“erhalten haben, war nur eingeschränkt nutzbar. Es waren nur die „Haupt-Tierarten“ eingetragen, und wir Katzenfreunde haben z.B. „ewig“ gesucht, um die Servale zu finden, die nirgendwo verzeichnet oder auf den Wegweisern angekündigt waren.
Wir hatten im Zoo ein sehr straffes Programm, mit Enrichment-Vorführungen verschiedenster Tierarten und verschiedenen Führungen hinter die Kulissen. Man konnte gar nicht alles sehen! Ich habe mir das enrichment der Servale, eines Leoparden, der Tiger und Junglöwen und der Kattas angesehen. Besonders fasziniert war ich von den Komodo-Waranen – junge und trotzdem schon sehr imposante Echsen! Sie wirken immer „hellwach“, bekommen alles mit und beobachten die Besucher genau! Bei den Reptilien konnte ich auch eine Blick hinter die Kulissen (mit)werfen. In einer alten Tiefkühltruhe (die „warm“ gestellt wurde) werden derzeit Schlangeneier gezeitigt, mit allen Temperaturschwankungen, die so ein altes Gerät hergeben kann. Pfleger Mike hat von einer Farm ein Gelege Pythoneier bekommen, die nun im improvisierten Brutkasten liegen. Etwa 50 Eier zusammengeklumpt war das Gelege größer als in Medizinball! Als enrichment bekommen die Warane z.B. ein großes Stück Fleisch aufgehängt, an dem sie etwa zwei Tage fressen. Zum Glück habe ich bereits am Anfang einige Fotos der großen echsen gemacht, denn „pünktlich“ vor der abendlichen enrichment-Vorführung und dem Blick hinter die Kulisse machte wieder die Kamera-Batterie schlapp. 😉
Obwohl die Tiger- und Löwengehege bereits 1940 gebaut wurden, sind sie groß und boten den Tieren viele Möglichkeiten. Aber die armen Löwen müssen viel klettern, da die Gehege an einem steilen Hang liegen. Es ist genauso verbuscht wie die Tigergehege, jedoch lieben Löwen eher offene Savannenlandschaften. Der NZG hat einen weißen Tiger, was für ein Koloss! Ich habe mich sogar zuerst gefragt, ob es sich um einen Liger handelt (Löwe/Tiger-Hybrid), aber es scheint doch ein reiner Tiger zu sein. Dagegen wirkte der Sumatratiger eher zierlich. 😉 Leider sind die night-houses in einem Graben, so dass man wie in einen altertümlichen Bärengraben schaut, bis die Katzen den Hang erklimmen.
Die Kleinkatzen und Löffelhunde hatten leider nur sehr wenig Platz, und bei den Schakalen und Geparden sah es nur wenig besser aus. Aber der Zoo hat eben eine alte Gehegestruktur, die man nicht so einfach ändern kann. Umso mehr wird für das enrichment getan. Ein Tiger lebt im Zoo, weil er von einem Privathalter konfisziert wurde, der ihn als Haustier hielt. Lolo ist nun vier Jahre alt, aber er scheint durch die falsche Haltung in Privathand zuwenig Muskulatur entwickelt zu haben. Denn obwohl das Gehege geradezu das Muskelwachstum anregen müsste, wirkte Lolo schwach auf der Hinterhand und hat auch nur einen Versuch gemacht, sich das Fleisch von der Futterstange zu holen (ein Pfahl, an dem das Fleisch aufgehängt wird).
Die Elefanten haben eine tolle große Anlage mit einem Schlammbad. Das haben sie in der Hitze ausgiebig genossen!
Vieles konnte ich mir aufgrund der weiten Wege nicht ansehen. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, in Südafrika mal eine „Zootour“ zu machen, da es neben dem NZG z.B. in Durban und Kapstadt sehr schöne Aquarien zu besuchen gilt.
Am Abend hatten wir Fingerfood im Aquarium. Dort gibt es ein großes Becken mit einem „Weißen Hai“ und verschidenen Schwarmfischen. Auch wenn der Hai erst vier Jahre alt ist, ist er doch sehr beeindruckend.. Seine starren Augen und sein seltsames, teilweise sichtbares Gebiss wirkten immer neu unheimlich, wenn er vorbeischwamm – auch wenn so ein Hai entgegen aller Meinungen in friedlicher Zeitgenosse ist, der keineswegs darauf aus ist, Menschen zu verspeisen.
Ein bisschen seltsam: am Vormittag hatte wie einen tollen Vortrag über „enfishment“ gehört: „Fische sind Freunde!“ Und dann stehen wir im sehr schön gestalteten Aquarium und essen hauptsächlich: Fisch… :/
Mit dem versprochenen WiFi hat es irgendwie nicht geklappt, nun muss ich den Flug relativ spät am Freitag früh bestätigen. Hoffentlich bekomme ich keinen „Mittelsitz“, das ist auf der Langstrecke ja eher gruselig.
Später wurde im Hof die eindrucksvolle Geburtstagstorte für 140 Jahre NZG angeschnitten.
Mit „face-painting“, „campfire“, Gesang und „storytelling“ (eine Legende der Zulu) zweier Musiker klang der schöne Abend dann gegen 21 Uhr aus und der Bus brachte uns nach Hause…
Vor dem Eingang zum game reserve fielen mir einmal wieder die Hütten der Arbeiter auf. Die sind noch ärmlicher als ich es von den Townships kenne, häufig lediglich aus einigen Wellblechplatten getackerte“ „Kisten“. Da fragt man sich schon, ob das Personal etwa noch weniger verdient als die Arbeiter z.B. auf der Daniell Farm.
Als wir die Sandpiste zur Lodge entlang fuhren, konnten wir eine paar Blitze in relativer Nähe beobachten. Es scheint aber wieder nicht ergiebig zu regnen.