Für viele Farmer stellen Raubkatzen oder Wildcaniden (Schakale, Wildhunde) eine Gefahr für die Nutztiere dar. Dieser Konflikt ist jedoch schon viel älter. Während die San (Buschleute) als Jäger und Sammler noch keine Nutztierhaltung kamen, haben die Richtung Süden einwandernden Bantu-Völker ihre Rinder und das Konzept der Viehhaltung mitgebracht. Durch die Rinder wurden nicht nur wilde Pflanzenfresser, sondern auch die San verdrängt. Auch schon in vorkolonialen Zeiten gab es Streit um das Land, auf dem die Nutztiere weiden konnten. Denn Kämpfe um Vieh und Weidegründe – und damit Wohlstand, wurden immer schon ausgetragen. Aber erst die weißen Siedler haben Zäune gezogen und „ihr“ Land abgesteckt. Denn sie haben das Vieh nicht gehütet, sondern auf eingegrenzten Arealen laufen lassen. Die schwarzen Völker haben ihre Ziegen und Rinder nachts in „bomas“ oder „krals“ getrieben, mit Dornbuschzweigen abgesteckte Areale, in denen auch ihre Hütten standen. Während die schwarzen Viehhirten daher Raubtiere nur töteten, wenn sie sich erkennbar an Nutztiere vergriffen oder in die bomas/krals eindrangen, konnte ein Siedler im Zweifel nicht feststellen, wer der Beutegreifer war. Nutztiere, die nicht gehütet werden, sind gegen große Raubtiere meist schutzlos.
Doch wer war zuerst da, die Tiere oder die Farmer? Natürlich muss ein Farmer seine Familie ernähren. Aber wenn es genug wildlebende Beute wie beispielsweise Antilopen gibt, wird Nutzvieh im Regelfall in Ruhe gelassen. Außerdem könnten sich die Farmer auch durch unblutige Maßnahmen schützen. Auch wenn es teurer sein mag, ist das Hüten der Herden eine wirksame Schutzmaßnahme, da wilde Katzen vor Menschen flüchten. Außerdem kann man Herdenschutzhunde mit den Herden vergesellschaften. Dieses Modell wird in Namibia bereits erfolgreich angewandt, und auch in Südafrika wird in Einzelfällen bereits mit der Haltung von Herdenschutzhunden begonnen. Auch Esel und Lamas lassen sich zum Herdenschutz einsetzen, weil sie aufmerksam und wehrhaft sind und die eher kargen klimatischen Bedingungen in Südafrika durchaus vertragen. Außerdem müssen diese Pflanzenfresser im Gegensatz zu den Hunden nicht mit spezieller Nahrung versorgt werden (Fleisch/Hundefutter), so dass sie deutlich günstiger im Unterhalt sind.
Trotzdem gilt leider gerade in Südafrika, das gewissermaßen komplett in Menschenhand ist, der Slogan Bernhard Grzimeks aus den 50/60-er Jahren „Kein Platz für wilde Tiere“, mit dem er für die Einrichtung von Schutzgebieten warb. Echte „Wildnis“ findet man in Südafrika leider kaum noch, wenn man von den menschenleeren Gebiten der Kalahari absieht. Jedoch werden mehr und mehr Reservate und Nationalparks zusammen gelegt, um den Tieren größere Gebiete, neue Wanderrouten und eventuell unbeeinflusste Fortpflanzung zu ermöglichen.
Um den Famern zu helfen, fangen verschiedene Organisationen „Problemkatzen“ (im Regelfall Leoparden und Geparde) ein, siedeln sie um oder pflegen sie gesund. Diese Hilfe wird von den Farmern immer häufiger angefragt, weil sie eigentlich einen Bezug zur Natur haben – nur soll diese den Nutztiere nicht zu nahe kommen. Servale und Karakale reißen zwar keine Rinder, sind aber eine Bedrohung für Geflügel oder Zicklein. Diese Katzen werden daher leider häufig abgeschossen. Da es sich hierbei nicht um bedrohte Arten handelt, stehen sie nicht im Fokus von Erhaltungsprogrammen.
Andrea C. Schäfer ist Tierpsychologin und arbeitet seit 2012, soweit es die Berufstätigkeit in Deutschland zulässt, als freiwillige Mitarbeiterin („volunteer“) in einer Katzenauffang- und –zuchtstation in Südafrika. Im „Spotted-Cats-Conservation“-Projekt auf der Daniell Farm in der Nähe des Addo Elephant National Park können Gäste bei Führungen viel über die wilden Katzen erfahren. http://www.wildcatsworld.org/