Der Löwe ist die größte Katze Afrikas und die einzige, die im Rudel lebt. Mehrere Weibchen, meist Schwestern oder nahe Verwandte, leben mit einem Männchen oder mehreren Löwenbrüdern zusammen. Während alle anderen Katzen nur solche Tiere jagen, die sie alleine erlegen können, können sich Löwen auch an größere Beute wagen. So können die großen Katzen sogar Gnus, Büffel oder junge Giraffen und Elefanten erlegen. Meist haben mehrere Weibchen gleichzeitig Junge, so können sie ihre Kinder gemeinsam aufziehen. Wenn die Erwachsenen zur Jagd gehen, passt eine große Schwester oder „Tante“ auf die Kleinen auf. Erwachsene Männchen tragen eine dichte Mähne. Sie schützt, wenn sich die Löwen um die Weibchen streiten und dient in ihrer Pracht den Löwinnen als Indiz für die Gesundheit des Katers. Denn die Weibchen akzeptieren als Paarungspartner und Beschützer des Rudels nur einen „attraktiven“ Löwenmann. Rudelstrukturen sind viel komplexer als man noch Ende des letzten Jahrhunderts angenommen hat – und so entdecken Wissenschaftler auch heute noch neue und differenzierte Verhaltensweisen. Früher ging man beispielsweise davon aus, dass ein Löwenmann, sobald er ein Rudel übernimmt, alle Jungen des Vorgängers tötet, damit die Weibchen schnell wieder paarungsbereit werden und er seine Gene weiter geben kann. Heute weiß man, dass dies gar nicht so häufig geschieht, denn die Löwinnen haben Strategien, dem neuen Chef die Welpen als „seine eigenen“ zu präsentieren – schließlich rechnet kein Löwe Wurftermine aus… Manchmal verlassen Löwinnen mit ihren halbwüchsigen Nachkommen auch das Rudel oder ältere Junge machen sich früher selbständig, um den Angriffen des Löwenmannes zu entgehen.

Während alle anderen Katzen nur solche Tiere jagen, die sie alleine erlegen können, können sich Löwen auch an größere Beute wagen. So stehen auf dem Speisezettel dieser großen Katzen sogar Gnus, Büffel oder junge Giraffen und Elefanten. Die Jagd erfolgt im Regelfall nach einem Ritual mit ausgeprägter Arbeitsteilung. Eine Löwin oder ein Kater „zeigt“ sich den Beutetieren. Während die Pflanzenfresser sich an diesem sichtbaren Feind orientieren, schleichen sich die anderen Weibchen von hinten möglichst nahe an das Beutetier heran. Sie stimmen sich kurz ab und greifen dann gemeinsam an. Löwen vermeiden längere Sprints, so dass ein aufmerksamer und schneller Pflanzenfresser durchaus Chancen hat zu entkommen. Meist erlegen Löwen daher alte und schwache Tiere und das eine oder andere Kalb. Die erfolgreichen Jägerinnen können sich zuerst an der Beute bedienen, bis sie der „Chef“ vertreibt. Hat er sich sattgefressen, holen sich alle Löwinnen ihr Teil. Junge dürfen meist erst fressen, wenn die Löwinnen satt sind. Dies klingt zunächst merkwürdig, benötigen die Junglöwen doch viel Nahrung zum Wachstum. Jedoch ist es für das ganze Rudel wichtig, dass gerade die Jägerinnen fit und stark sind, sonst müssen alle hungern! In Dürre- und Hungerperioden lassen Löwinnen ihre Jungen sogar manchmal zurück oder vertreiben die „Halbstarken“, um das Überleben des Rudels zu sichern.
Leider sind Löwen im Freiland durch Krankheiten bedroht. Staupe und Rindertuberkulose raffen ganze Rudel dahin. Die Staupe wird von Haushunden auf alle Arten von Wildhunden übertragen, die wiederum auf dem Speisezettel der Löwen stehen oder an denselben Kadavern fressen. Die „bovine Tuberkulose“ wird von Hausrindern auf Büffel übertragen und befällt damit eine natürliche Beute der Löwen. Gegen das früher weit verbreitete Lentivirus (eine Art Katzen-AIDS) haben die meisten Löwenpopulationen jedoch inzwischen eine Resistenz entwickelt.
Während es im Freiland nicht mehr viele Löwen gibt, ist ihre Zahl in Gefangenschaft hoch, denn sie reproduzieren dort auch unter wenig tiergerechten Bedingungen. Sie werden gezielt gezüchtet, um als Opfer der Trophäenjagd von wohlhabenden Menschen erlegt zu werden. Besonders die prächtigen Löwenmännchen sind bei den Trophäenjägern aus aller Welt begehrt, und sind gewissermaßen ein Wirtschaftsmotor. Die Jagdgäste bezahlen nicht nur für den Abschuss, sondern auch für Unterkunft und Verpflegung, Fahrzeug, Begleitung durch Berufsjäger und Fährtensucher, die verschiedenen Genehmigungen und für das Präparat des erlegten Tieres. Hier kommen je nach Tierart (man kann beispielsweise sogar Nashörner unter bestimmten Voraussetzungen legal erlegen!) mehrere Tausend bis Zehntausende Euro pro Abschuss zusammen. Devisen, auf die Südafrika noch nicht verzichten mag. Es gab bereits eine Gesetzesinitiative zur Beschränkung der Jagd, vor allem zum Verbot der „Gatterjagd“ („canned hunting“), bei der Jagdgast besonders leicht zum Schuss kommt, doch bislang wurde dies vom Parlament noch nicht verabschiedet. Tierschützer weisen darauf hin, dass lebende Tiere in gut geführten Parks und privaten Wildreservaten in der Summe der Besucher mehr Gewinn bringen als tote.
Eine illegale Praxis der Trophäenjagd ist die „Gatterjagd“ („canned hunting“), bei der Jagdgast besonders leicht zum Schuss kommt. Man spielt dem Gast gewissermaßen eine Jagd vor, während das satt gefütterte und eventuell sogar medikamentös ruhig gestellte Tier in einem kleinen Gehege auf sein Ende wartet. Viele Jäger lehnen diese Praxis als unsportlich ab, aber es ist ein offenes Geheimnis, welche „game farm“ ein „garantiertes Erfolgserlebnis“ verkauft.
Zur Gewinnmaximierung verläuft so ein Löwenleben in mehreren Phasen. Die Welpen werden ihren Müttern bereits nach etwa 10-14 Tagen weggenommen und per Hand aufgezogen, damit die Weibchen möglichst schnell wieder empfängnisbereit sind. Außerdem sind diese „Flaschenkinder“ Menschen gewöhnt. Die Löwenjungen werden an verschiedene Besucherfarmen oder Lodges abgegeben, in denen die Gäste im Rahmen einer Führung mit den Tieren spielen oder sie streicheln können. Werden sie zu groß und kräftig, sind aber trotzdem noch freundlich zu Menschen, werden sie zu „lion walks“ herangezogen. Die Gäste können dann mit den Löwen und einem (bewaffneten) Guide spazieren gehen. Werden sie älter, werden sie an die Jagdfarmen verkauft – die Weibchen als Gebärmaschinen, die Männchen als zukünftiger „Bettvorleger“.
Botswana hat jüngst die Trophäenjagd auf Großkatzen komplett verboten, so dass dieses Geschäft zumindest dort ein Ende hat.
Als Reisegast sollte man immer hinterfragen, was mit den „ach so süßen“ Löwenkindern geschieht, wenn sie älter werden – und dieses Geschäft möglichst nicht unterstützen.
Zunehmend sind auch die sterblichen Überreste erlegter Löwen von Bedeutung. Seit die weltweite Zahl der Tiger bedrohlich sinkt, weichen Asiaten vom „Tigerwein“ auf Löwenprodukte aus. Tiger –/Löwenwein und –knochen gelten in der traditionellen asiatischen Medizin als Heilmittel und potenzsteigernd. „Überzählige“ Löwen aus afrikanischen Zuchtfarmen werden daher zunehmend nach Asien (und in private Menagerien in den arabischen Raum) verkauft.
Andrea C. Schäfer ist Tierpsychologin und arbeitet seit 2012, soweit es die Berufstätigkeit in Deutschland zulässt, als freiwillige Mitarbeiterin („volunteer“) in einer Katzenauffang- und –zuchtstation in Südafrika. Im „Spotted-Cats-Conservation“-Projekt auf der Daniell Farm in der Nähe des Addo Elephant National Park können Gäste bei Führungen viel über die wilden Katzen erfahren. http://www.wildcatsworld.org/
Andrea C. Schäfer
www.wildcatz.de
Erstveröffentlichung in „CanisUnd“ 01/2014
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